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Porzellanfabrik Rosenthal am Rothbühl

Porzellanfabrik Rosenthal am Rothbühl

Von 1965 bis 1969 entstand die Porzellanfabrik Rosenthal am Rothbühl. Neben der Glaskathedrale in Amberg schuf Gropius mit dem Industriebau am Rothbühl ein herausragendes Spätwerk, das seine Funktionalität und Ästhetik bis heute bewahrt hat. Beide Bauwerke verbanden modernste Technologie und humane Arbeitsplatzgestaltung. Am 5. Oktober 2017 feierte das Werk Rosenthal am Rothbühl 50-jähriges Jubiläum. Es ist bis heute Zeugnis der Ideen und der großen Gestaltungskraft der Bauhaus-Bewegung und steht unter Denkmalschutz. Hier produziert Rosenthal mit größter Sorgfalt und Handwerkskunst bis heute Vasen, Kunstobjekte oder Teekannen, auch aus echtem schwarzem Porzellan.

Gropius und Rosenthal legten beim Bau des Werkes nicht nur höchsten Wert auf technische Modernität und architektonische Ästhetik, sondern suchten ebenso nach Möglichkeiten, das Arbeitsumfeld positiv zu gestalten. Denn nicht nur die „gestaltete Umwelt“ mit originaler Kunst und Design im Wohnbereich war das Anliegen Philip Rosenthals (1916 – 2001), sondern auch die im Stadtbild. „Mir war klar, dass eine Fabrik – oder ein Geschäft, ein Rosenthal Studio-Haus – nicht eine Verschandelung, sondern Verschönerung des Stadt- und Landschaftsbildes sein könnte“. Aus der Ferne betrachtet, liegt die Porzellanfabrik flach und durch eine streng komponierte Ordnung wie eine Skulptur in der Landschaft. Die einzelnen Komponenten des Areals erscheinen als geometrische Elemente, die nicht neben-, sondern zueinander stehen. Die auffallende Unterbrechung im Ensemble bildet das mächtige Flügeldach, das ein fast magischer Hinweis auf den Eingang in das Werk Rothbühl ist. Hohe Fensterelemente schaffen großzügigen Sichtkontakt nach außen, zurückhaltende Farbflächen unterbrechen immer wieder die so häufige Monotonie großer Hallenbauten. Im Zentrum der Produktionsanlage befindet sich das gläserne Grünhaus, das als eine grüne, ruhende Insel immer wieder für entspannte Blickmöglichkeiten sorgt. Für die Menschen, für die sozialen Aspekte hatte Gropius ein offenes Ohr. In der alten Fabrik schmückten die Mitarbeiterinnen die Fensterbänke mit Topfpflanzen. Die gab es in der neuen Fabrik nicht mehr. Gropius hörte von der Gewohnheit und meinte dann: „Wenn schon aus technischen und räumlichen Gründen einzelne Blumentöpfe nicht mehr aufgestellt werden können, dann bauen wir einen großen Blumentopf für alle“. Die Belegschaft nahm das Grünhaus mit seinen Flamingos gerne an.

Das Werk selbst ist ein langgestreckter Flachbau, der im Zentrum durch einen hallenartig herausragenden Trakt akzentuiert wird. Diese Halle ist in außen sichtbare U-förmige Betonbinder aufgehängt, die so das Konstruktionsprinzip des gesamten Baus demonstrieren. Die vertikale Aufrasterung des gesamten Baukörpers durch die für Gropius typischen Betonstützen (die so genannten „Hammerkopfstützen“) folgt einem Modul, das als optisch-ästhetisches Prinzip die horizontale Betonung des langgestreckten Gebäudes korrigiert.

Trotz aller notwendigen Nüchternheit des Industriebaues wurden die eigentlich strengen Baukörper doch sorgfältig und detailliert gestaltet. Die Sockelwände wurden mit groben Strukturen – inspiriert von Tapio Wirkkalas Geschirrform „Variation“ – versehen oder erhielten in Abschnitten gedämpfte Farben, so dass ein lebendiger, luftiger Eindruck entsteht. Der bedeutende und großartige Architekt ist „Mensch“ geblieben: Nach einer verlorenen Wette mit Philip Rosenthal entwarf Walter Gropius einen Schweinestall für das Werk Rosenthal am Rothbühl, der aber nicht realisiert wurde.
In Selb verwirklichte Gropius seine seit Jahrzehnten vertretene These der „totalen Architektur". Kein Molekül losgelöst vom anderen, keine Ästhetik, die sich im Glanz des Eigennutzes sonnt, sondern stets dem Zweck untergeordnet, ins Ganze integriert ist.

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Barbara Stockinger-Torelli

Pressekontakt PR Manager PR & Communication +49 1704138510

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